Cooperativa-Film

Dringend gesucht – Anerkennung nicht vorgesehen

Hausangestellte erstreiten sich ihre Rechte 

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Ein Film von Anne Fri­si­us in Zusam­men­ar­beit mit Móni­ca Orje­da und Nan­ja Heid (Ani­ma­ti­ons-Künst­le­rin)
65 min, Hamburg/Amsterdam/Bremen 2014

„Ich hab von Mon­tag bis Sonn­tag gear­bei­tet, durch­schnitt­lich 12 bis 14 Stun­den. Nur sonn­tags weni­ger, bis 18.00 Uhr.“ Tia H., die aus Indo­ne­si­en nach Ham­burg gekom­men ist, um Deutsch zu stu­die­ren, woll­te sich ihren Unter­halt als Haus­an­ge­stell­te ver­die­nen. Nach drei Jah­ren klagt sie ihren aus­ste­hen­den Lohn beim Arbeits­ge­richt ein.
Ihr Arbeit­ge­ber sagt aus, dass sie nie­mals bei ihm gear­bei­tet hät­te: sie sei­en gut befreun­det gewe­sen, Tia H. habe gern mit sei­nem Baby gespielt, und nur aus rei­ner Men­schen­freund­lich­keit habe er ihr 400,- € im Monat gege­ben. Vor Gericht muss Tia H. nun bewei­sen, dass sie gear­bei­tet hat – fast unmög­lich bei einer Beschäf­ti­gung in einem pri­va­ten Haushalt.

Rosi­ta P. wur­de von einer Arbeits-Agen­tur in Peru in die Nie­der­lan­de ver­mit­telt. Ihr wur­de ver­spro­chen, dass sie legal als Haus­an­ge­stell­te arbei­ten könn­te. Aber sie bekommt kei­ne Papie­re und die Arbeits­be­din­gun­gen sind furcht­bar. „Von 7.00 Uhr mor­gens bis 20.00 Uhr abends muss­te ich pau­sen­los arbei­ten.“ Sie hat weder freie Tage, noch darf sie das Haus allein verlassen.

United Migrant Dome­stic Workers, Ams­ter­dam, Novem­ber 2013

Tia H. und Rosi­ta P. sind kei­ne Ein­zel­fäl­le. „Vie­le Arbeit­ge­ber nut­zen die Situa­ti­on der Leu­te aus“, stellt Domi­ni­que John von der DGB Bera­tungs­stel­le Fai­re Mobi­li­tät fest. Für Arbei­ten, die frü­her unent­gelt­lich von Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen, meist Frau­en, geleis­tet wur­den, wer­den nun immer häu­fi­ger aus­län­di­sche Frau­en zu Nied­rig­löh­nen angeworben.

Aber immer öfter strei­ten Haus­an­ge­stell­te für ihre Rech­te. Eini­ge zie­hen vor Gericht, weil ihre Arbeits­be­din­gun­gen gegen gel­ten­des Recht ver­sto­ßen. Ande­re gehen in die Öffent­lich­keit und suchen nach poli­ti­schen Wegen zur Ver­bes­se­rung ihrer Situation.

Jaque­line Con­tre­ras (Chi­le), Fran­cia Gale­a­no (Kolum­bi­en) und Coring de los Reyes (Phil­ip­pi­nen) sind vor vie­len Jah­ren in die Nie­der­lan­de gekom­men und dort geblie­ben. Seit­dem arbei­ten sie in pri­va­ten Haus­hal­ten. Sie und ihre Fami­li­en haben kei­ner­lei sozia­le Rech­te, weil sie als „Ille­ga­le“ gel­ten. 2006 grün­de­ten sie die Orga­ni­sa­ti­on „United Migrant Dome­stic Workers“, um ihre Aner­ken­nung und ihre Rech­te öffent­lich ein­zu­for­dern. Eine gro­ße nie­der­län­di­sche Gewerk­schaft (FNV) hat sie auf­ge­nom­men und unter­stützt sie in ihren Forderungen.

Der Film ist ein Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion um Arbeit in privaten Haushalten, der die Perspektive der Hausangestellten in den Mittelpunkt rückt.

United Migrant Dome­stic Workers, Ams­ter­dam, Novem­ber 2013

Der Film wur­de ermög­licht durch die freund­li­che Unter­stüt­zung von: Stif­tung Men­schen­wür­de und Arbeits­welt und Stif­tung Umverteilen!

Kame­ra: Anne Fri­si­us, Ute Freund, Jac­que­line Con­tre­ras (Foo­ta­ge, Fotos),
Ani­ma­tio­nen: Nan­ja Heid,
Spre­che­rin: Ole Bür­ger,
Inter­view: Nad­ja Damm, Móni­ca Orje­da, Anne Fri­si­us,
Über­set­zun­gen: Lui Lüdi­cke, Anne­miek van de Wete­ring,
Musik: Ole Schmitt, Ton-Nach­be­ar­bei­tung: Micha­el Scheu­ne­mann,
Buch, Schnitt, Regie: Anne Frisius

Móni­ca Orje­da kam 1995 aus Peru nach Deutsch­land und enga­gier­te sich ehren­amt­lich für Lati­nas in der Sex­ar­beit (Muco­la­de — Muje­res con­tra la Deport­a­ci­on). Sie stu­dier­te Sozi­al­ar­beit und ist der­zeit in Ham­burg bei ver­i­kom Sozialberaterin.