Solidarische Ökonomie
30 Jahre Arbeit am Regenbogen
Anne Frisius (Buch, Regie, Schnitt)
in Zusammenarbeit mit Astrid Vogelpohl (Buch, Kamera) und Ute Freund (2. Kamera)
45 min, Berlin 2011
Der Film wurde ermöglicht durch die Stiftung “Menschenwürde und Arbeitswelt”
Antje Wobig
Die Regenbogenfabrik in Berlin ist ein Kinder‑, Kultur- und Nachbarschafts-Zentrum. Im März 1981 besetzten um die 30 Frauen, Männer und Kinder ein leerstehendes Wohnhaus und ein ehemaliges Fabrikgelände. Sie wollten bezahlbaren Wohnraum und Platz zum selbstbestimmten Leben und Arbeiten. Von Anfang an waren sie im Kiez aktiv: Kino, Kultur und Kinder-Angebote organisierten sie sowohl für sich selbst als auch für die Nachbarschaft.
Die Regenbogenfabrikler_innen sanierten, bauten und renovierten; in zähen Verhandlungen gelang es ihnen, Mietverträge für den Wohnraum und das Fabrikgelände zu bekommen. Grundlage für alle ist die gemeinschaftliche Struktur, also basisdemokratische Plena, mit gleichem Stimmrecht für alle und Konsensentscheidungen. Während die meisten am Anfang den Lebensunterhalt durch Jobben oder vom Sozialamt bestritten, forderten sie nach und nach eine Bezahlung ihrer sozial und kulturell wichtigen Stadtteilarbeit ein.
Derzeit gehören ca. 90 Personen zur Regenbogenfabrik. Der Konsens ist, dass jede Arbeit gleich wert ist: ob Buchhaltung, Putzen, auf Kinder Aufpassen, Bauen, Kochen… Nur die Praxis ist komplizierter: mit dem Hostel kann die Fabrik Geld einnehmen, mit sozialem oder kulturellem Engagement weniger …
Wie kann die Regenbogenfabrik als Gemeinschaftsprojekt überleben? Die allgemeine Politik zielt auf Einzelverantwortung und Unternehmertum. Gesellschaftliche Verantwortung und gut nachbarschaftliche Kiezstrukturen als Graswurzelreichtum tauchen in den offiziellen Rechnungen nicht auf. Sollte also auch die Regenbogenfabrik alles auf die Goldesel setzen und sich das Kleinvieh „sparen“? Was für Bedingungen braucht solidarisches Wirtschaften?