Wir sind schon da
Ein Film über die Sans Papiers in Frankreich
“Wir sind schon da und wir bleiben da und wir machen weiter” sagt Madjiguène Cissée, Sprecherin der Organisation illegalisierter Migrant*innen “Sans Papiers”, die für die Rechte der “Papierlosen”, der Migrant*innen ohne rechtlichen Aufenthaltsstatus kämpft.
.…und wir bleiben da .…
Seit ihrem Entstehen im März 1996 tritt die Organisation der Sans Papiers mit ihren mehr als 20 Kollektiven in ganz Frankreich für die Legalisierung der Illegalisierten ein. Erstes und entscheidendes Mittel der Gegenwehr der Sans Papiers ist die Weigerung, sich in die Illegalität, ins Verborgene drängen zu lassen. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, besetzten sie am 28.Juni 1996 die Kirche St. Bernard in Paris, die Anfang August 1996 brutal geräumt wurde. Seitdem haben die Sans Papiers die öffentliche Diskussion über Immigration und staatlichen Rassismus in Frankreich entscheidend beeinflussen können.
…und wir machen weiter!
In diesem Video erzählen fünf Frauen der Sans Papiers von der Entstehungsgeschichte und den Hintergründen, von der Organisierung der Frauen innerhalb der Sans Papiers und ihren wichtigsten Forderungen, z.B. dem eigenständigen Aufenthaltsrecht für Frauen.
Sie berichten von konkreten Forderungen und politischen Positionen der Sans Papiers überhaupt, sowie von Organisations- und Aktionsformen und über die Veränderungen, die ihre Organisierung und der Kampf für ihr Leben mit sich gebracht haben. Die Sans Papiers wehren sich offensiv dagegen, dass ihnen die Schuld für die sozialen und ökonomischen Probleme zugeschrieben wird.
Sie stellen ihre Situation der Rechtlosigkeit und Marginalisierung in den Ländern des Nordens ausdrücklich in einen Zusammenhang mit der Geschichte der Kolonialisierung und Sklaverei sowie mit dem heute herrschenden Nord-Süd-Verhältnis.
Jeanne Tchaleaux vom Kollektiv der Sans Papiers in Colombes formuliert es so: “Die ganze Zeit wird über die Immigranten gesprochen: die Immigranten, die Immigranten.… Sie müssen sich auch die Frage stellen, warum kommen die Immigranten in unsere Länder? Warum?”
Und Madjiguène Cissée stellt klar: “Unsere Forderungen gehen weit über die Regulierung unserer Papiere hinaus. Es ist sicher, dass unser Kampf, den wir als Volk aus dem Süden, das hier in Europa lebt, führen, die Frage nach der Nord-Süd-Beziehung stellt. Das ist die Frage, die sich heute stellt!”
1997
FrauenLesbenFilmCollectif, Berlin 1997, in dt. eingesprochen, 63 min
Das FrauenLesbenFilmCollectif und der Film.…
Im Jahr 1996 war in den bundesdeutschen Medien immer mal wieder vom Kampf der Sans Papiers in Frankreich die Rede: von einem für bundesrepublikanische Verhältnisse sehr mutigen und faszinierenden Kampf. Als wir Anfang 1997 erfuhren, dass eine der Sprecherinnen der Sans Papiers perfekt Deutsch spricht, aber leider wegen fehlender Papiere (!) nicht in die BRDtld. reisen könne, entschlossen wir uns, mit der Videokamera nach Paris zu reisen, um das, was die Sans Papiers uns zu sagen hatten, auf Video aufzuzeichnen und so hierher zurück zu bringen.
Dass Madjiguène Cissée ihre Wege findet und auch ohne Papiere durch Europa reist, erfuhren wir erst später. .….
Madjiguene Cissé lebt heute wieder im Senegal und ist dort Mitorganisatorin von refdaf, einem Frauennetzwerk.